Am Dienstag, den 29.01.2019, entdeckte ein aufmerksamer Blankenburger in der Erholungsanlage unser „Fundstück der Woche„:.
Der amtierende Vorstand des Siedler- und Gartenfreunde e.V. hatte schon seit Tagen in einigen seiner Schaukästen in der Erholungsanlage Blankenburg mit dunkelroten Flyern bei vielen Anwohnern für Verwirrung gesorgt. Eine Gruppe offenbar blutjunger unbedarfter Enthusiasten (ein Nachbar tippt auf „Grünschnäbel“) lädt mit inhaltsleeren Textbausteinen zu einer merkwürdigen Veranstaltung ein. Die auffälligen Defizite bei Grammatik und Rechtschreibung bilden dabei durchaus einen homogenen Rahmen für die hingeklecksten Floskeln, die von schier grenzenloser Naivität zeugen und eher an eine hingeschluderte Schülerzeitung der Unterstufe erinnern. Wörtlich heißt es:
„Wir möchten Sie zu unserem ersten Workshop in die Scheune, der Erholungsanlage Blankenburg einladen. Es wird darum gehen, in kreativer Weise zu verstehen und herauszufinden was die Konflikte und Probleme der Entwicklung des Blankenburger Südens sind. Vor allem aber darum, gemeinsam Vorschläge und Ideen zu erarbeiten, die im Laufe der nächsten Monate in einer Variante X enden sollen. Dabei wird die Variante X versuchen eine kreative Alternative für Variante A, B, C und D zu sein.
Zum einen möchten wir einen Raum für Wut und Ängste geben, zum anderen auf spielerische Weise in einen Planungs- und Ideenfindungsprozesse einsteigen und dabei die unterschiedlichen Sichtweisen ernst nehmen (es wird außerdem Workshops in Blankenburg und Heinersdorf geben – Ort und Zeit werden noch bekannt gegeben).
Es wird in Zukunft zu Veränderungen kommen, einerseits um die Verkehrs- und Infrastrukturprobleme zu beheben und andererseits um die geplante Bebauung der Rieselfelder gut in die Umgebung zu integrieren. Doch wollen wir nicht darauf warten, dass die Verwaltung und Politik vorgeben wie es aussehen und entwickelt werden soll, sondern wir wollen aktiv werden und die Ideen, Stimmen und Vorschläge vieler Bewohner*innen des ganzen Entwicklungsgebietes miteinbeziehen.
variante X
EINE UNERWARTETE INITIATIVE“
Und da stand es nun, das „Trojanische Zebra“. Direkt am Zugang zum Vorstandsbereich vor der Vereinsgaststätte „SCHEUNE“. Hier hatten sie es also abgestellt, die „Jünger von ZebraloX“, die bereits Mitte Dezember letzten Jahres per Senatssprachrohr im „Tagesspiegel-Newsletter“ verkünden ließen, dass mit ihnen „EINE UNERWARTETE INITIATIVE“ zur Rettung aller bedrohten Blankenburger naht. Eine Art Alternative also für alle, die sich wegen der Senatsbaupläne zum „Blankenburger Süden“ erhebliche Sorgen um ihre Zukunft machen?
Allen Ernstes wagen sich hier anonyme Komiker mit einer notdürftig als Kunstprojekt getarnten Kampagne auf die politische Bühne, um dem geneigten Einfaltspinsel unter den Betroffenen auf „kreative“ und „spielerische Weise“ das real existierende Gefühl der Bedeutungs- und Hilflosigkeit auszureden. „Bürgerbeteiligung 2.0“ – mit Zettelspielchen vom Kindergeburtstag und mit Sinnfragen, die hier wirklich allen auf der Seele brennen:
1. WAS FEHLT DIR IM BLANKENBURGER SÜDEN?
2. WIE LANGE STEHST DU TÄGLICH IM STAU?
3. WIE VIELE NEUE NACHBARN WÜNSCHST DU DIR HIER?
4. WIE VIELE STÜHLE STEHEN AN DEINEM ESSTISCH?
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5. HAST DU DEINE NACHBARN SCHON EINMAL ZUM ESSEN EINGELADEN?
6. WIE SOLL DIE NEUE STRAßENBAHNHALTESTELLE HEIßEN?
7. WO GEHST DU AUF DEINEM SONNTAG-SPAZIERGANG HIN?
8. WÜRDEST DU IN DER NEUEN SIEDLUNG WOHNEN WOLLEN?
Die Ernsthaftigkeit ihres verklausulierten Anliegens und dessen Zielgruppe verdeutlichen die angekündigten Polit-Artisten allein schon mit der Anonymität ihres PR-Auftritts. Über asoziale Datenfangbecken globaler Multis wie facebook, instagram und GMX sind die Hipster unter den Dauerbewohnern in der Erholungsanlage Blankenburg „mit Sicherheit“ ganz bequem zu erreichen!
Mit dem Zettelkasten gegen Angst und Wut – das passt! Ein Blick hinter die Kulisse offenbart dann wohl das wahre Potential dieser hastig zusammengezimmerten Spontan-Aktion:
Erste symbolträchtige Antworten der betagteren Winterbewohner scheinen bereits eingetroffen…
Vermutlich ahnen die jugendlichen Teilzeit-Aktivisten bei ihren ersten Gehversuchen aber nicht einmal, vor wessen politischen Karren sie sich hier eigentlich spannen lassen. Sei’s drum. Oder besser: nüscht für unjuht, sagt der Berliner!
Welcome to the political jungle of the green Berlin-Blankenburg!
Wolfgang Papenbrock
Greenwatch e.V.
Berlin-Blankenburg
– 29.01.2019 –